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Bajan und Harmoschka

Bajan

In Russland entwickelte 1870 Nikolai Ivanovitch Beloborodov (1827 bis 1912) in Tula ein dreireihiges chromatisches Akkordeon, das allerdings alle Merkmale der sog. "Schrammelharmonika" aufwies. Tonumfang, Anordnung der Tonfolge, Knopfreihen, Anzahl der Knöpfe und der Bässe waren dieser gleich. Das Instrument wurde am Anfang als "typisch russische Harmonika" bekannt, bis sie ein Musiker "Bajan" nach der alt-russischen Volkssängerin Bajana nannte. Interessant ist auch noch die russische "Harmoschka", ein gleichtöniges, jedoch diatonisches Instrument, bei dem nur die ersten beiden Knöpfe wechseltönig sind.

Bereits 1872 und 1875 gibt es die ersten Spielmethoden für Bajan. P. I. Tschaikowsky setzte dann erstmals nach seinem Besuch in Tula (1896) in seinem 3. Satz der "Charakteristischen Suite" op. 52 vier Bajans als Instrumentalgruppe und Klangfarbe im Sinfonieorchester ein. Heute gibt es eine große Anzahl von Komponisten in der ehemaligen Sowjetunion, die Werke für Bajan schreiben, darunter einige Konzerte für Akkordeon und Sinfonieorchester.

Die Bass-Seite wurde nach den Entwicklungen und Erfahrungen in Deutschland – vor allem nach dem System der Musiker Tauschek, Paul und Blauensteiner – gleich dem heutigen Standardbass-Akkordeon mit 100 Bässen (ohne verminderte Septakkorde) gebaut. Heute gibt es auch Modelle mit 64 Knöpfen und 120 Bässen.

Das Typische am Bajan ist nur das abgestufte Griffbrett, der größere, eckige Korpus und die Haltung des Instruments (nur ein Halteriemen). Ansonsten ergeben sich keine Unterschiede zu den herkömmlichen Knopfgriff-Akkordeons (B-Griff).

Für Künstler und Absolventen der Hochschulinstitute (= Hochschule für Musik) erzeugt ein Werk, das der Sowjetarmee untersteht, die Bajans. Seit ca. 12 Jahren werden auch Bajans mit Melodiebaß als chromatischer "Converter" gebaut. In manchen Instrumenten ist besonders ein pedalartiger Bass (32') erwähnenswert, der allerdings die Instrumente sehr "gewichtig" und schwer macht.

Harmoschka

Eine eigene Stellung unter den Akkordeonmodellen scheint die russische "Harmoschka" einzunehmen. Schon der Tonaufbau der Diskantseite kennt keine Parallelen zu ähnlichen Instrumenten in anderen Ländern. Sei es jetzt die Entwicklung des Akkordeons in Österreich, Deutschland oder Frankreich, keines dieser Modelle hat ein gleichartiges "gleichtöniges" Akkordeon anzubieten.

Die Harmoschka ist gleichtönig und trotzdem diatonisch. Die Haupttonart ist A-Dur.

Die Diskantseite hat 23 Knöpfe, wovon 2 wechseltönig sind (d.h. unterschiedliche Töne bei Zug und Druck). Sie ist zweichörig ohne Register. Wir erkennen im Tonaufbau der Diskantseite immer wiederkehrende Dreiklänge im senkrechten Aufbau. Die Töne: c', dis', g', g'', ais'', c''', dis''', f''' fehlen; dafür erscheint das a' zweimal. Auf der Baßseite befinden sich 12 gleichtönige Bässe (d.h. derselbe Ton bei Zug und Druck).

Diese Instrumente finden vornehmlich in der Volksmusik Verwendung. Man müsste nun die Musik, die darauf gespielt wird, untersuchen. Dort würden wir auch den Schlüssel dazu finden, warum der Tonaufbau so entwickelt worden ist.

Die Harmoschka wird heute noch in der ehemaligen UdSSR gespielt und hat das Aussehen eines heute üblichen zweireihigen Knopfinstrumentes. Besondere Kennzeichen gibt es dabei keine.